"Melanie", eine Teilnehmerin von ELHANDEL, spricht öffentlich über ihre Krankheit

Im Rahmen einer BLICK-Reportage, welche am 29.03.2021 veröffentlicht wurde, beschreibt Melanie ihre Krankheits- und Leidensgeschichte.

«Dass ich unter einer bipolaren Störung leide, weiss ein Teil meiner Familie erst seit Kurzem. Ich habe mich zu stark geschämt, mich zu outen. Ebenfalls mit Scham verbunden ist mein Gefühl, dass schlecht über mich geredet werden könnte. Die Menschen haben Vorurteile wie: ‹Die sitzt den ganzen Tag zuhause, dabei merkt man ihr gar nichts an.›.

Schon in meiner Jugend hat man mir gesagt, ich sei in einem Moment himmelhoch jauchzend, im nächsten zu Tode betrübt. Dann hiess es: ‹Reiss dich zusammen, streng Dich an!› Ich konnte das nicht einordnen, aber fühlte, dass ich irgendwie anders bin. Über Jahre litt ich an depressiven Phasen, nach der Geburt unserer Töchter unter postnatale Depression. Ich suchte Unterstützung bei einer Psychologin und trat 2010 in eine psychiatrische Station ein. Dort erhielt ich die Diagnose bipolare Störung. Dank den entsprechenden Medikamenten ging es mir einige Jahre relativ gut.

2017 fing ich an, nachts zu arbeiten, was für die bipolare Störung absolut kontraproduktiv ist. Das wusste ich damals nicht, 2018 brach deshalb das ganze Kartenhaus zusammen. Ich war einerseits stark depressiv, andererseits getrieben und hatte Manien. Dann beginne ich schnell und viel zu reden, mache kaum nachvollziehbare Gedankensprünge und fühle mich, wie wenn ich Tausende Rumpelstilzchen in mir hätte. Weil ich das nicht mehr aushielt, kamen Suizidgedanken auf. Ich begab mich auf die Krisenstation einer psychiatrischen Klinik und später auf die psychosomatische Abteilung.

Nebst verschiedenen Therapien wurden die Medikamente eingestellt. Aktuell kommt wöchentlich die Psychiatrie-Spitex zu mir, zusätzlich habe ich Termine bei meiner Psychiaterin. 

Ausserdem bin ich zwei bis drei Mal wöchentlich jeweils morgens für ein paar Stunden in eine Tagesstruktur für Ähnlichbetroffene eingebunden. Langsam lerne ich, mich zu spüren und Hilfe anzunehmen, bevor es mir richtig schlecht geht. Im Moment lassen meine Kräfte nach und ich trete am 1. April zur erneuten Therapie auf eine psychosomatische Station ein. Scham spielt bei mir immer noch eine grosse Rolle, ich lerne aber, damit umzugehen und dazu zu stehen. Das Allergrösste ist die jahrelange Unterstützung meines Ehemannes, meiner Familie und Kinder.»